Eine Anfängerin im Gemeinderat in Zeiten von Corona

Das Dasein auf dem ersten Nachrutschplatz ist ein merkwürdiger Schwebezustand, noch nicht Gemeinderätin, aber im Vorhof dazu.

Dann Ende Jahr die Mitteilung meiner Vorgängerin Marianne Aubert, informell vorerst noch; plötzlich aber steigt die Aufregung, es wird konkreter, bald halte ich den offiziellen Brief in den Händen: Meine erste Gemeinderatssitzung steht fest, der 26. Februar 2020. Vorgängig dazu wie immer bei der SP die  Fraktionssitzung, danach geht’s zu Fuss und begleitet von meiner Sektionskollegin und designierten Gemeinderatspräsidentin Helen Glaser zur Sitzung im Rathaus.

 

Zweites Traktandum, das auf den Bildschirmen als TOP 002, 2020/20 erscheint (was für eine Zahlenkombination!): meine Begrüssung im städtischen Parlament. Sofia Karakostas Eichenberger, Bürgerin von Zürich und Beinwil am See (AG) – Gelächter im Saal, durch meinen Mann bin ich eine halbe Aargauerin. Man hat mir einen Platz in der ersten Sitzreihe zugeteilt, ich bin also mittendrin im Gewusel des parlamentarischen Betriebs, ein Kommen und Gehen, die Geschäfte werden ohne Pause durchdiskutiert und verabschiedet; vorerst noch zaghaft, mit der Zeit immer selbstbewusster drücke ich auf die grüne oder rote Taste, um meine Stimme abzugeben. Und zack, ist meine erste Sitzung schon vorbei, kaum hat sie für mich angefangen.

Begrüssung ohne Hände schütteln

Die Woche darauf werde ich in der Spezialkommission Gesundheits- und Umweltdepartement – ohne Händeschütteln, doch sehr herzlich – begrüsst: Aufgrund der Lage wird von den Zuständigen ausführlich über die Corona-Situation in der Stadt Zürich informiert. Infolge meiner Tätigkeit an der UZH und ETH rund um europäische Forschungsprogramme habe ich bereits mitbekommen, dass mit diesem Virus etwas Neues auf uns zukommen wird. Die Ausführungen unserer Gäste bestätigen diesen Eindruck. Einerseits stellt sich ein etwas flaues Gefühl bei mir ein, andererseits geben mir die Voten auch Sicherheit – die Verwaltung samt den Stadtspitälern ist gut vorbereitet, Szenarien wurden durchdiskutiert. Am 4. März folgte dann noch meine zweite Gemeinderatssitzung, danach wird auch das städtische Parlament wegen Corona vertagt.

 

Am 29. April geht es dann richtig los, der Gemeinderat tagt in der Halle 7 der Messe Zürich. Und in der Zwischenzeit hat sich gezeigt, dass sich unser städtisches Gesundheitssystem den durch Corona gestellten Herausforderungen gewachsen zeigt. Dies vor allem auch dank dem unermüdlichen Einsatz der Pflegefachleute, die in Spitälern und Alterszentren Grossartiges für die Gemeinschaft leisten. Das muss honoriert werden, auch dann, wenn irgendwann einmal alles vorbei sein wird. Ich freue mich, einen Beitrag dazu zu leisten.

Dieser Artikel erschien in „Lokalinfo Züriberg“, Ausgabe vom 30. April 2020.