Über das Restaurant Sonnenberg

Ich träumte, der Sonnenberg sei ein Familien- und Ausflugsrestaurant...

Aus aktuellem Anlass – dem Wintereinbruch – folgende Feststellung: Mäuse, Murmeltiere und
Bären machen nun einen Winterschlaf; anderes schlummert seit Jahren vor sich hin, so die
(politische) Diskussion um das Restaurant Sonnenberg der Fifa.

Die vergangenen milden Wochen haben die Menschen statt hinter den warmen Ofen an die
frische Luft gelockt. So auch mich: An einem schönen Novembertag habe mich auf den Weg
Richtung Restaurant Sonnenberg gemacht, denn die Aussicht dort ist eine der schönsten der
Stadt.

Nach einem Spaziergang auf dem Zürich- und dem Adlisberg wäre die Krönung des Ausflugs
eine Einkehr im Restaurant Sonnenberg gewesen. Doch leider steht dieses nicht jedermann
„offen“. Das heisst, theoretisch schon. Jung und alt sind willkommen, auch wenn’s „nur“ auf
einen Kaffee ist. Das ist sympathisch. Da das Restaurant jedoch einen gediegenen Stil pflegt,
hätte ich mich in meinem Wald-Outfit fehl am Platz gefühlt.

Bleibt der Wurststand neben dem Restaurant. Nur: Ich mag Wurst nicht besonders und der Stand
wird – verständlicherweise – im Winter und bei schlechtem Wetter nicht betrieben. Im Sommer
stehen auch zwei öffentliche WCs zur Verfügung. Das ist besser als nichts. Und doch nicht
befriedigend.

Wäre das Restaurant in Privatbesitz, müsste man die Situation einfach akzeptieren. Es ist auch
nichts grundsätzlich gegen ein gediegenes Restaurant zu sagen. Nur: Die Liegenschaft gehört der
Stadt. Und diese hat das Haus 1996 der Fifa im Baurecht abgegeben, für 60 Jahre zu einem
Baurechtzins von jährlich 200'000 Fr. Aus Platzgründen hat die Fifa ein paar Jahre später beim
Zoo den heutigen Fifa-Sitz gebaut. Seit dem Umzug 2005 vermietet sie den Sonnenberg an ein
Gastrounternehmen weiter, das auch das Restaurant im oberen Preissegment betreibt. Im
Baurechtsvertrag mit der Stadt steht zwar, dass „die Einrichtung eines ausschliesslich exklusiven
Spezialitäten- oder eines Fast-Food- Betriebs nicht gestattet“ sei, dass „Betriebskonzept und

Leistungsangebot des gesamten Wirtschaftsbetriebes den Bedürfnissen einer breiten
Bevölkerungsschicht zu dienen“ hätten und dass dies speziell für die Gartenwirtschaft gelte, die
auch von Familien, Ausflüglern und Gesellschaften besucht werde.
So gesehen erfüllt das
heutige Gesamtkonzept den Vertrag nicht.

Ich habe mich also auf eine Bank neben dem Restaurant gesetzt und die Aussicht ohne Kaffee im
schönen Garten genossen.

So da sitzend habe ich mich gefragt, weshalb eigentlich der Stadtrat – noch immer – nicht
eingreift und dafür sorgt, dass die Fifa den Baurechtsvertrag einhält. Über die gesamte
Vertragsdauer gerechnet verzichtet die Stadt beim Sonnenberg auf rund 30 Mio. Fr.
Mieteinnahmen, könnte sie ihn doch zu Marktpreisen für so viel mehr vermieten. Dagegen ist im
Grundsatz nichts einzuwenden, denn sie dies u.a., weil sie der Fifa im Gegenzug gewisse
Bedingungen stellt: mit der gastronomischen Nutzung einer breiten Bevölkerung zu dienen.
Gerade deshalb verstehe ich nicht, weshalb die Stadt nicht darauf pocht, dass der Vertrag seitens
Fifa eingehalten wird, damit auch die Bevölkerung etwas davon hat.

Ich wünschte mir, dass das Restaurant Sonnenberg – wenigstens tagsüber – bald mal als
gemütliches Familien- und Ausflugsrestaurant daherkommt.

 

Dieser Artikel erschien unter dem Originaltitel „Ich träumte, der «Sonnenberg» sei ein Familien- und Ausflugsrestaurant…“ in „Lokalinfo Züriberg“, Ausgabe vom 5. November 2015.