Zürcher Stadtspitäler – structure follows strategy

Stellen Sie sich vor, Sie sind müssen ins Spital und alles ist anonym und kompliziert. Das
möchten wohl die wenigsten von uns. Das will auch die Zürcher Stadtbevölkerung nicht.

Sie hat sich daher vor Jahren dafür entschieden, dass sie sich die beiden überschaubaren
Stadtspitäler Waid und Triemli leisten will, die von der öffentlichen Hand gesteuert werden.
Spitäler, in denen sich die Patientinnen und Patienten gut aufgehoben fühlen. Spitäler, die
dank guten Anstellungs- und Arbeitsbedingungen qualifiziertes Personal finden, das mit
Commitment arbeitet. Spitäler, in denen Effizienz, Finanzierbarkeit und Flexiblität gross
geschrieben werden. Ergo keine Investitionsobjekte, die „ghaue oder gstoche“ möglichst viel
Gewinn abwerfen sollen.
Die Spital-Diskussion flammt immer wieder mal auf. Was sollen die Spitäler können und
bieten? Mit welcher Grösse sind sie überlebensfähig? Sind sie für die Stadt ein (finanzielles)
Risiko? Ist ein Ausgliederung angesagt? Oder eine Fusion? Möglicherweise gleich auch noch
mit dem Unispital Zürich? Eine spannende Diskussion. So auch in der Gemeinderatssitzung
von letzter Woche. FDP und CVP hatten je eine Motion zum Thema Ausgliederung bzw.
Fusion eingereicht.
Je nach Blickwinkel – Sicherstellen des Service public, spielender Wettbewerb, soziale
Gerechtigkeit, Effizienz, Qualität, Anstellungsbedingungen für das Personal – kommen Mann
und Frau zu einem anderen Schluss.
Fact ist: Die medizinische Grundversorgung ist eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Hand,
im konkreten Fall der Stadt.
Fact ist auch: Die Zürcher Stadtspitäler sind gut aufgestellt. Zusammen mit den Pflegezentren
und dem städtischen Gesundheitsdienst bilden sie unter dem gemeinsamen Dach des
Gesundheits- und Umweltdepartements ein integriertes Gesundheitsversorgungsnetz, das
seinesgleichen sucht. Hinzu kommen eine koordinierte Planung mit dem Kanton und
verschiedene Kooperationen mit anderen Institutionen, wie etwa dem Unispital Zürich, mit
dem Ziel, Synergien zu nutzen und Effizienzpotenziale auszuschöpfen. Gleichzeitig bleiben
die Spitäler selbstständig und können auf Veränderungen reagieren.
Was ist nun aber mit dem Wettbewerb, der ja normalerweise tiefere Kosten verspricht? Dieser
Mechanismus spielt eben gerade nicht mit der vorgeschlagenen Fusion, denn dann gäbe es
noch genau ein einziges grosses Spital und somit keinen Wettbewerb mehr. Die Diskussion
erübrigt sich also.
Die heutige Situation in der Stadt lässt keine akute Notwendigkeit einer Veränderung
erkennen. Dennoch stellt sich der Stadtrat den Herausforderungen, die da kommen: Er
erarbeitet zurzeit eine Spitälerstrategie. Liegt diese erst einmal vor, kann auch die geeignete
Rechtsform diskutiert werden. Ganz nach dem Motto: structure follows strategy.
Übrigens wurden beide Vorstösse am Mittwoch abgelehnt: derjenige der FDP mit 60 Ja- zu
60 Nein-Stimmen mit dem Stichentscheid der Präsidentin für das Nein, und derjenige der
CVP mit 46 Ja- zu 70 Nein-Stimmen.

 

Dieser Artikel erschien unter dem Originaltitel „Zürcher Stadtspitäler: Die Struktur folgt auf die Strategie“ in „Lokalinfo Züriberg“, Ausgabe vom 29. Oktober 2014.