Die städtischen Energieversorger: Aus drei mach eins

Mögen Sie ein feines Essen bei Kerzenlicht? Immer oder nur zu speziellen Gelegenheiten?
Und dazu kühlen Weisswein oder ein kaltes Bier? Braucht ihr Kind zum Einschlafen ein
grünes Nachtlicht? Fahren Sie für die Swiss Indoors nach Basel oder schauen sie sich das
Turnier am Fernseher an? Mögen Sie’s zuhause gern warm? Auch im Winter?

Was ist hier das Thema? Ich verrat es Ihnen: Energie, im Speziellen Strom und unser
Stromlieferant, das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. Wer kennt es nicht, unser ewz …
Am 26. Oktober debattierte der Gemeindrat über eines der wohl wichtigsten Geschäfte dieser
Legislatur: die künftige Rechtsform des ewz. Angesichts des veränderten – sprich
globalisierten und (teil)liberalisierten – Strommarktes wollte der Stadtrat dem ewz das Kleid
einer selbstständigen öffentlich-rechtlichen Anstalt überziehen. Nach über einem Jahr
intensiver Beratung beantragte die Mehrheit der zuständigen Kommission dem Gemeinderat
nun allerdings, nicht auf die Vorlage einzutreten, was soviel bedeutet wie „ungeöffnet zurück
an den Absender“. Die Diskussion war engagiert, die Meinungen geteilt. Dennoch: Die
Vorlage hatte keine Chance. Mit 81 Ja- zu 41 Nein-Stimmen fiel der Enscheid deutlich aus:
Das ewz bleibt eine Dienstabteilung der Stadt.
Ich persönlich bin sehr erleichtert über diesen Entscheid. Hand aufs Herz: Kommt Ihnen,
wenn Sie ewz hören, nicht auch gleichzeitig Zürich als Stadt in den Sinn? Mir geht es auf
jeden Fall so. Strom ist Service public und kommt in Zürich vom ewz.
ewz = Strom aus der Steckdose? Diese Gleichung greift nun aber doch etwas zu kurz. Das
ewz leistet weit mehr: Es liefert nämlich nicht nur Energie, sondern produziert auch solche,
auch viel erneuerbare; es unterstützt uns beim Energiesparen und bietet uns verschiedene
Möglichkeiten – z. B. auf dem eigenen Dach oder via ewz.solarzüri – selber Strom zu
produzieren; zudem baut das ewz 75 Prozent des städtischen Glasfasernetzes und es realisiert
schweizweit – da, wo es sich rechnet – Wärmeverbünde, die dann Energie zum Heizen, fürs
Warmwasser und zum Kühlen liefern.
Doch gerade hier gibt es ein Problem. Denn es gibt noch andere (städtische) Mitspieler in
diesem letzteren Bereich. Da ist zum Beispiel Entsorgung und Recycling Zürich, kurz ERZ,
mit seiner Fernwärme. Oder aber Energie 360°, eine AG, die zu 97 Prozent der Stadt gehört.
Die drei Akteure konkurrenzieren sich, bei Kooperationen sind die Schnittstellen
fehleranfällig und es kommt zu Doppelspurigkeiten. Kurz, die Situation ist unbefriedigend:
Auch wenn die einzelnen Projekte innovativ und von bester Qualität sind, entsteht doch der
Eindruck, dass die eine Hand der Stadt nicht immer weiss, was die andere tut.
Dem soll nun aber abgeholfen werden, denn ebenfalls am 26. Oktober hat der Gemeinerat
auch ein Postulat der AL überwiesen, das vom Stadtrat einen Bericht verlangt mit einer
Auslegeordnung der verschiedenen Akteure in der Energieversorgung der Stadt Zürich. Ziel
ist eine neue institutionelle Organisation, konkret gemeint ist, dass die verschiedenen
Mitspieler zusammengeführt werden sollen.
Das ist eine wirklich gute Nachricht, finde ich.

 

Dieser Artikel erschien unter dem Originaltitel „Die städtischen Energieversorger: Aus drei mach eins“  in „Lokalinfo Züriberg“, Ausgabe vom 5. November 2016.