Frauenwahl? Frauenwahl!

Dies ist meine letzte Kolumne im Lokalinfo-«Züriberg» in dieser Legislatur. Ich hoffe aber, Ihnen in der kommenden Legislatur hier wieder zu begegnen. Ich kandidiere nämlich wieder – für die SP. Und hoffe natürlich, wiedergewählt zu werden. Zumal ich von meiner Fraktion fürs zweite Vizepräsidium nominiert bin. Das bedeutet, dass ich in gut zwei Jahren Gemeinderatspräsidentin bin und somit während eines Jahres höchste Züricherin. Eine grosse Ehre! Ich freue mich drauf.

Noch ist es aber nicht so weit. Noch präsidiert Peter Küng (SP) gekonnt den Rat. Ihm zur Seite sitzen Markus Bürki (FDP) und Heinz Schatt (SVP). Auf dem sogenannten Bock sitzen – nun schon das dritte Jahr – drei Männer. Endlich wieder eine Frau!

 

Einen Vorgeschmack habe ich schon bekommen: Seit dem Frühling 2016 präsidiere ich die Spezialkommission TED/DIB, eine technische Kommission mit Geschäften zu Themen wie Strommarktliberalisierung, Rechtsform des ewz, Stadtpärken, Kehrichtverbrennungsanlagen, Fernwärmeleitungen. Ich hatte Respekt vor dieser Aufgabe, zumal ich in der 13-köpfigen Kommission die einzige Frau bin. Heute würde ich sofort wieder zusagen. Nicht nur, dass meine politische Arbeit an Tiefe gewonnen hat; ich habe bewiesen, dass eine linksgrüne Frau sich – auch in diesen technischen und somit männerlastigen Themen – behaupten und Anerkennung erhalten kann. Die Presse zeichnet in letzter Zeit allerdings ein anderes Bild. Ich meine den Stadtratswahlkampf. Es kandidieren 15 Personen für die 9 Sitze. Kritische Medienbeiträge gibt es aber nur gerade zu einer Person, einer Frau notabene. Sie wissen schon, wen ich meine. Ich will hier nicht auf den Inhalt eingehen. Aber dass ich die Berichterstattung einseitig und unfair finde, muss ich hier deponieren. Die Dinge werden regelmässig aus dem Zusammenhang gerissen, das entstandene Bild entspricht ganz einfach nicht der tatsächlichen Situation. Wenn ich die letzten Jahre Revue passieren lasse, fällt mir noch etwas anderes auf: Es wurde wiederholt eine Frau aus dem linksgrünen Lager zum bürgerlich orchestrierten Ziel der Kritik, nie ein Mann, nie eine bürgerliche Frau: Ursula Koch, Monika Stocker, Ruth Genner und nun Claudia Nielsen.

 

Es soll wohl der Eindruck entstehen, dass politisch links und grün denkende Frauen sich weniger für das Amt einer Stadträtin eignen. Glauben Sie das? Für mich ist das Vorgehen von bürgerlicher Seite zu offensichtlich: Es wird versucht, der linksgrünen Stadtratsmehrheit einen Sitz abzujagen. Das ist nicht verboten. Es ist es aber kein faires Spiel, mit Unwahrheiten gegen eine Stadträtin zu schiessen. Wirklich gute Köpfe haben es nicht nötig, sich auf Kosten anderer zu profilieren; sie werden aufgrund ihrer Fähigkeiten, ihrer Ideen, ihres Charakters gewählt.

 

Darum: Überlegen Sie sich – auch aus dieser Perspektive – gut, wen sie am 4. März auf die Stadtratsliste setzen. Meine Empfehlung: Corine Mauch, Claudia Nielsen, neu Karin Rykart und natürlich André Odermatt, Raphael Golta, Daniel Leupi und Richard Wolff.

 

Dieser Artikel erschien in „Lokalinfo Züriberg“, Ausgabe vom 18. Januar 2018.